Warum wir zum Boykott von Culturescapes Israel 2011 aufrufen

07.09.2011

Categories: Kultureller Boykott

Das von diversen Kulturinstitutionen, Kantonen und dem Bund subventionierte Kulturfestival Culturescapes rückt seit 2003 jedes Jahr ein anderes Land ins Zentrum, um einem breiten Publikum „fremde Welten“ näherbringen. Mit über 50 000 Eintritten stellte Culturescapes 2010 zu China den bisherigen Höhepunkt dar. Dieses Jahr widmet sich das Festival Israel – auf Initiative der israelischen Botschaft, wie Direktor Jurriaan Cooiman selbst bestätigt.

Culturescapes stellt sich damit in den Dienst der israelischen Regierung, die versucht, durch gezielte Kulturförderung das Image Israels aufzupolieren, das durch systematische Völker- und Menschenrechtsverletzungen und Aggressionskriege vor allem negative Schlagzeilen macht. Den verantwortlichen Ministerien ist bewusst, dass gerade sogenannt kritische Stimmen, die sich beispielsweise mit der Besatzung oder den Auswirkungen von Militarisierung und Kriegen auf die israelische Gesellschaft befassen, ohne den institutionellen Rahmen insgesamt infrage zu stellen, im Westen gern gesehene "Botschafter" Israels sind, weshalb sie vom Staat unter gewissen Auflagen breitwillig gefördert werden.

Der kulturelle Boykott richtet sich ausdrücklich nicht gegen einzelne Werke oder Personen bzw. gegen Kulturschaffende in ihrer Eigenschaft als Israelis, und schon gar nicht in ihrer Eigenschaft als Juden/Jüdinnen (siehe dazu die Kriterien für den akademischen und kulturellen Boykott). Der Boykott zielt auf den institutionellen Rahmen, in dem Kulturveranstaltungen durchgeführt werden, und somit auf den Subtext, der unabhängig von der Qualität der geladenen KünstlerInnen und Ensembles mit einer Verantstaltung transportiert wird.
Für den Direktor von Culturescapes, Jurriaan Cooiman, ist Boykott "das falsche Signal, insbesondere wenn er sich gegen Kulturschaffende richtet". Die Wirkung von Culturescapes ziele "auf Dialog, auf Öffnung der Wahrnehmung…". Ähnlich argumentieren verschiedene Partnerorganisationen. Hier werden einerseits Kulturschaffende überhöht und von politischer und moralischer Verantwortung freigesprochen. Andererseits wird die Bilanz von zwei Jahrzehnten "Dialog" und sogenanntem Friedensprozess ignoriert, die Israel erlaubt hat, auf Kosten der palästinensischen Gesellschaft weiter zu expandieren und die Existenzbedingungen der PalästinenserInnen massiv zu untergraben.

Es sind Culturescapes mit Patronat und Partnerinstitutionen, die ein falsches Signal an Israel senden: dass nämlich Israel ungeachtet der systematischen Zerstörung der palästinensischen Gesellschaft und Kultur, an der neben der Regierung auch die öffentlichen Institutionen - von Ministerien bis zu Museen - beteiligt sind, ein willkommener Gast und Partner ist und für seine verheerende Menschenrechtsbilanz nicht zur Rechenschaft gezogen wird.
Mit dem Israel-Schwerpunkt setzt sich Culturescapes über den palästinensischen Aufruf zum akademischen und kulturellen Boykott Israels (PACBI) hinweg, der von KünstlerInnen und Intellektuellen weltweit und regimekritischen Israelis unterstützt wird. Die BDS-Bewegung verurteilt die Ausrichtung des Festivals zum Schwerpunkt Israel und fordert Direktor Cooiman und die subventionierenden Institutionen auf, das Programm abzusetzen. Kulturschaffende und andere Interessierte sind eingeladen, sich der PACBI-Kampagne und den Protesten anzuschliessen.

Weitere Infos: www.pacbi.org

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