«Für Gerechtigkeit: Südafrikanische Jüdinnen* und Juden unterstützen den akademischen Boykott israelischer Universitäten»

20.09.2019

Categories: Akademischer Boykott

Der Südafrikaner Ronnie Kasrils war diesen Frühling bei uns zu Gast1. Nun hat er einen offenen Brief mitunterzeichnet, mit dem 70 südafrikanische Juden und Jüdinnen* ihre Unterstützung für den akademischen Boykott erklären. Mit dem Brief wird die Universität von Kapstadt ermutigt, an ihrem Entscheid zum Boykott israelischer akademischer Institutionen im besetzten palästinensischen Gebiet festzuhalten.

1 Hör dir hier seinen Vortrag in Bern an.

 

Offener Brief südafrikanischer Jüdinnen* und Juden

Sehr geehrte Mitglieder des Universitätsvorstands und des Senats der University of Cape Town,

Am 15. März traf der Senat der Universität von Kapstadt (UCT) einen bahnbrechenden Beschluss, keine, «formelle Beziehungen zu israelischen akademischen Institutionen, die in den besetzten palästinensischen Gebieten tätig sind, sowie zu anderen israelischen akademischen Institutionen einzugehen, die schwere Menschenrechtsverletzungen in den besetzten palästinensischen Gebieten ermöglichen».

Damit etabliert sich die UCT als Anhängerin des Völkerrechts und bekräftigt, dass sie eine Partnerin im Kampf für die Menschenrechte in Israel/Palästina ist. In den vergangenen sechs Monaten haben die Gegner*innen dieser Resolution aus dem Hintergrund die Angst vor dem Abzug privater Gelder geschürt, um die Institution zu lähmen und damit die akademische Freiheit der Senatsmitglieder der UCT zu untergraben. Als südafrikanische Juden und Jüdinnen* wollen wir den UCT-Senat ermutigen, diese Resolution und die akademische Freiheit und Autonomie der Universität zu wahren.

Die Universitäten, auf die dieser Beschluss abzielt, sind keine offenen, einladenden, fortschrittlichen Institutionen, welche die akademische Freiheit fördern. Sie sind diskriminierende und feindliche Räume für Palästinenser*innen. Diese Universitäten sind ebenfalls eng mit den israelischen Militär- und Sicherheitsdiensten verbandelt und unterstützen die zunehmende Militarisierung des besetzten Gebiets. Da sich solche Universitäten an den Menschen- und Völkerrechtsverletzungen Israels beteiligen, glauben wir, dass es die Pflicht der UCT ist, jegliche Beziehung zu diesen Institutionen abzulehnen.

Wie Judith Butler haben viele jüdische Wissenschaftler*innen in Israel und der Diaspora die palästinensische Forderung nach einem akademischen Boykott aufgegriffen und unterstützt. Zu diesen Akademiker*innen gesellen sich schnell wachsende Zahlen von Jüdinnen* und Juden in Südafrika und auf der ganzen Welt, die einen akademischen Boykott unterstützen, darunter «Jewish Voice for Peace», eine US-amerikanische Organisation mit fast 100 000 Mitgliedern, die israelische Organisation «Boycott from Within» sowie jüdische Organisationen in Europa, Grossbritannien, Kanada, Australien, Brasilien, Argentinien und Südafrika.

Ähnlich wie der Boykott von Institutionen während der Apartheid in Südafrika wird auch im Aufruf zu einem akademischen Boykott und der Resolution des UCT-Senats das Abzielen auf Personen aufgrund ihrer Identität (wie Staatsbürgerschaft, Rasse, Geschlecht oder Religion) oder ihrer Meinung grundsätzlich abgelehnt. Vielmehr richtet sich die Resolution gegen Institutionen, die unter der offiziellen Leitung des israelischen Staates arbeiten und sich an der Besatzung und damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen beteiligen. Es geht um das Handeln der Institutionen und nicht um die Personen, die diese Institutionen vorgeben zu vertreten.

Einige haben argumentiert, dass «wenn die UCT einen akademischen Boykott umsetzen würde, dann würden jüdische Geber ihre Mittel zurückziehen». Damit wird nicht nur von den ethischen Anliegen, um die es hier geht, abgelenkt; wir halten dieses Argument an sich für antisemitisch. Seit Jahrhunderten hat die antisemitische Propaganda eine geheime jüdische Kabale beschuldigt, ihr Vermögen zur Manipulation und Kontrolle politischer Institutionen zu nutzen. Mit dieser Trope als Angsttaktik gegen die wichtige Resolution der UCT zu hausieren, ist eine gefährliche Verwendung derselben Symbolik.

Für Jüdinnen* und Juden, sowohl weltlicher als auch religiöser Traditionen, bekräftigen wir unsere moralische und ethische Pflicht, Israel für seine ungerechte Behandlung der Palästinenser*innen verantwortlich zu machen. Dieses Thema ist für uns von zentraler Bedeutung, denn der Staat Israel behauptet, in unserem Namen zu sprechen. Als südafrikanische Jüdinnen* und Juden können wir nicht tatenlos zusehen, wie die israelische Regierung ähnliche Gräueltaten wie das ehemalige südafrikanische Apartheid-Regime begeht. Wir bekräftigen, dass der akademische Boykott israelischer Universitäten, die schwere Menschenrechtsverletzungen ermöglichen, eine international anerkannte gewaltfreie Strategie ist, um der Besatzung ein Ende zu setzen. Wir fordern den Senat der UCT auf, ihre bedeutsame Resolution aufrechtzuerhalten.

 

Originalartikel: https://mg.co.za/article/2019-09-13-call-for-justice-south-african-jews-support-the-boycott-of-israeli-universities

 

Unterzeichnet von:

Mitchel Joffe Hunter

Maya Schkolne

Jared Sacks

Benjamin Fogel

Ronnie Kasrils

Raymond Suttner

Jon Fish Hodgson

Jeremy Phillips

Timothy Fish Hodgson

Robert Krause

Philip Krause

Steven Friedman

Rina King

Koni Benson

Laura Phillips

Noam Lubinsky

Batia Efrat

William Efrat

Linda Efrat

Roshan Dadoo

Aaron Jacobs

Anthony Fish Hodgson

Daniel Linde

Judy Favish

Kelly-Jo Bluen

Kira Schlesinger

David Joffe-Hunter

Rebecca Swartz

Tara Weinberg

Meghan Finn

Tess Peacock

Alison Swartz

Sophie J Hunter

Emma Daitz

Georgia Saacks

Roslyn Fish

Aidan Mosselson

Louise Oppenheim

Benjamin Bradlow

Anna Selmeczi

Ethan Jacobs

Allan Kolski Horwitz

Shereen Usdin

Talya Lubinsky

Heidi Grunebaum

Sarah Donde

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Megan Furniss

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