Palästinensische Kulturschaffende und Journalist_innen fordern Boykott des Eurovision Song Contests 2019!

28.06.2018

Categories: Eurovision, Kultureller Boykott

Offener Brief des Verbands palästinensischer Journalist_innen und des Netzwerks palästinensischer Kulturorganisationen

 

Wäre der Eurovision Song Contest auch im Südafrika zu Zeiten der Apartheid ausgetragen worden? Wir, der unterzeichnende Verband palästinensischer Journalist_innen  und das Netzwerk palästinensischer Kulturorganisationen, rufen die Mitglieder der Europäischen Rundfunkunion (EBU), Teilnehmerstaaten, Eurovision-Kandidat_innen und die breite Öffentlichkeit dazu auf, den Eurovision Song Contest 2019, der in Israel ausgetragen werden soll, zu boykottieren.

Das israelische Regime der militärischen Besatzung, des Siedlerkolonialismus und der Apartheid benutzt den Eurovision schamlos als Teil der offiziellen „Brand-Israel“-Strategie, mit der versucht wird, «Israels schöneres Gesicht» zu zeigen, um von seinen Kriegsverbrechen gegen Palästinenser_innen abzulenken.

Seit dem 30. März 2018 haben israelische Scharfschützen eine «Shoot-to-kill-or-maim» («schiessen, um zu töten oder Menschen zu Krüppeln zu machen»)-Politik umgesetzt, bei der zwischen Ende März und Ende Mai 2018 117 unbewaffnete palästinensische Demonstrant_innen getötet wurden, darunter 13 Kinder. Mehr als 13.000 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen bleiben mit Behinderungen zurück, die ihr Leben für immer verändern und einschränken werden.

Allein am 14. Mai, nur zwei Tage nach dem israelischen Eurovision-Sieg, hat Israel 62 Palästinenser_innen in Gaza erschossen, darunter sechs Kinder. Noch am selben Abend gab Netta Barzilai, Israels Repräsentantin beim Eurovision Song Contest 2018, ein Festkonzert in Tel Aviv, das vom dortigen Bürgermeister organisiert wurde. Er sagte: «Wir haben allen Grund, glücklich zu sein.»

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Barzilai als «die beste Botschafterin Israels» bezeichnet und unterstrich damit die Art-Washing-Agenda seiner rechtsextremen Regierung.

Noch erschreckender ist Israels Ankündigung, dass das Mega-Ereignis in Jerusalem stattfinden soll – in Missachtung von Prinzipien der UNO, die die Souveränität Israels über Jerusalem – egal über welchen Teil der Stadt –  nicht anerkennt. Die UNO und die Europäische Union betrachten das illegal von Israel annektierte Ost-Jerusalem zudem als integralen Bestandteil des besetzten palästinensischen Gebietes.

Aber unabhängig vom Austragungsort, ob in Jerusalem, Tel Aviv oder anderswo unter der Kontrolle des israelischen Apartheidregimes: Dieser Wettbewerb muss boykottiert werden, um eine Komplizenschaft und «Business as usual» mit diesem Regime zu vermeiden und um zu verhindern, dass Israels verheerende Menschenrechtsbilanz das Ansehen der Eurovision nachhaltig schädigt.

Auf der ganzen Welt kommen Menschen, die nach ihrem Gewissen handeln, zum selben Schluss. Wir sind ermutigt durch ihre Solidarität.

In Island unterzeichneten fast 8 Prozent der Bevölkerung eine Petition zum Boykott der Eurovision 2019. Der israelische Konsul in Island versuchte den Schaden zu begrenzen.

In Irland forderten der ehemalige Eurovisionssieger Charlie McGettigan, der Bürgermeister von Dublin, Politiker_innen und Gewerkschaftsführer_innen einen Boykott des Eurovision 2019. Ähnliche Aufrufe gab es in Grossbritannien, Schweden, Malta, Australien und im spanischen Staat. Die öffentliche Empörung darüber, dass Israel trotz schwerster Menschenrechtsverletzungen nächster Austragungsort des Wettbewerbes werden soll, nimmt in ganz Europa zu.

Als Organisationen und Gewerkschaften, die palästinensische Künstler_innen und Journalist_innen, einschliesslich Rundfunkjournalist_innen, vertreten, fordern wir

  • dass Mitglieder der EBU (Europäische Rundfunkunion) und die Kandidat_innen den Eurovision Song Contest 2019 boykottieren, solange Israel ihn ausrichtet,
  • dass Basisbewegungen und Künstler_innenverbände in den teilnehmenden Ländern gegen Israels Ausrichtung der Eurovision 2019 protestieren und friedliche Boykottaktionen durchführen,
  • dass unsere Kolleg_innen, Künstler_innen und Rundfunkjournalist_innen diesen Aufruf öffentlich unterstützen und verbreiten.

Wie im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika kann nur wirksamer und anhaltender internationaler Druck Israel dazu zwingen, seinen völkerrechtlichen Verpflichtungen nachzukommen und die Menschenrechte der Palästinenser_innen zu achten.

Unterzeichnet von

  1. Palestinian Journalists Syndicate
  2. Palestinian Performing Arts Network (PPAN):
  3. Edward Said National Conservatory of Music– Jerusalem
  4. Al-Kamandjati Association - Ramallah
  5. Magnificat Institute – Jerusalem
  6. Popular Art Centre - Al Bireh
  7. El-Funoun Palestinian Dance Troupe – Al Bireh
  8. Wishah Troupe - Al Bireh
  9. Freedom Theater – Jenin
  10. Theatre Day Productions – Gaza/Jerusalem
  11. Al Harah Theater - Beit Jala
  12. Ashtar Theater - Ramallah
  13. Yes Theatre – Hebron
  14. The Popular Theatre - Ramallah
  15. Palestinian Circus School – Birzeit
  16. Jerusalem Arts Network “Shafaq”:
  17. Al-Ma’mal Foundation for Contemporary Art
  18. The Edward Said National Conservatory of Music
  19. Palestinian Art Court-Al Hoash
  20. Palestinian National Theatre
  21. Yabous Cultural Centre

 

Original: Palestinian artists and broadcast journalists: Boycott Eurovision 2019! (12. Juni 2018)
Übersetzung: Redaktion BDS-Kampagne.de

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