10.000 Demonstrant*innen gehen für den intersektionalen queeren Befreiungskampf auf die Straße bei Berlins erster internationalistischen Pride

23.08.2021

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Große Beteiligung an Berlins erstem antirassistischen und antikolonialen Pride-Marsch. Die Organisatoren des Marsches stehen fest zu ihren Überzeugungen, zu ihrem Engagement für ein freies Palästina und zur Solidarität mit allen unterdrückten Völkern.

Am Samstag, 24. Juli 2021, gingen über 10.000 Menschen für Berlins erste internationalistische, antirassistische, antikoloniale und antikapitalistische Pride Parade auf die Straße. Die Demo, die am selben Tag wie der Christopher Street Day (CSD) Parade stattfand, war die vielfältigste queere Pride-Demonstration aller Zeiten in Berlin und brachte verschiedene queere Communities unter dem Banner “Keine*r von uns ist frei, bis wir alle frei sind” zusammen. Mehr als 450 Zuschauer*innen verfolgten die Demonstration per Livestream.

Berlins queere Bewegung hat damit einen Meilenstein erreicht. Im Jahr 2019 riefen die Veranstalter*innen einer sogenannten „radikalen Pride-Demo die Polizei, um pro-palästinensische Queers aus der Demo entfernen zu lassen. In 2021 hallten dieselben Straßen Kreuzbergs von Tausenden von Demonstrierenden wider, die „Free, Free Palestine, „Hoch die Internationale Solidarität und „Aqui, está, la resistencia trans! skandierten.

Organisiert von einer Koalition aus den Gruppen QuARC, Bloque Latinoamericano, Migrantifa Berlin, Jüdischer Bund, Palestine Speaks, Constellation of Liberation, Berlin Migrant Strikers, BDS Berlin und Berlin Against Pinkwashing, schuf die Demonstration einen Raum für alle Menschen in Berlin, die sich weder durch den kommerziellen CSD noch durch die weiß-zentrierten aktivistischen Netzwerke vertreten fühlen.

Die Demonstrierenden trugen riesige Fäuste, Pappmaché-Rosen und Schilder mit der Aufschrift „Sisters and brothers of Poland and Hungary you are not alone, „Jewish Queers for a Free Palestine und „Free Egypt’s Tiktok Women! Die Demo bestand aus vielen selbstorganisierten Blöcken, darunter Queers mit Be_hinderung, ein Anti-Bolsonaro-Block, queere Palästinenser*innen, der Jüdische Bund, kurdische Queers, Queers der syrischen Revolution und ein Abya Yala – Sudaka – Latino-Block. Eindrucksvolle Reden wurden von Migrantifa, queeren palästinensischen Aktivist*innen, dem Jüdischen Bund, Mad und Disability Pride, DW Enteignen, Bloque Latino Americano und den queeren polnischen Aktivist*innen von Constellation of Liberation gehalten.

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„Der israelische Staat spioniert uns aus und benutzt unsere sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität, um uns zu erpressen und zu bedrohen, in dem Versuch, die Homofeindlichkeit der Gesellschaft gegen uns zu verwenden. Gleichzeitig stellt er sich als großer Verteidiger der Rechte von queeren Menschen dar. Aber es gibt keinen Pride (Stolz) in der Besatzung. Es gibt keinen Pride und keine Sicherheit unter andauernder Kolonialisierung, keinen Stolz auf die Apartheid. Wir weigern uns, als Werkzeug für die israelische Besatzung benutzt zu werden, um ihr Image in der Welt aufzupolieren. Unsere Freiheit als Queers ist untrennbar mit unserer Freiheit als Palästinenser*innen verbunden.“ – ein*e queere*r palästinensische*r Aktivist*in.

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„Genauso wie queere Kämpfe werden Juden*Jüdinnen und Antisemitismus oft instrumentalisiert, um Rassismus gegen Palästinenser*innen, gegen muslimische Menschen und Araber*innen zu rechtfertigen. Wir verweigern uns dieser Rolle! Queere Räume müssen gegen Gentrifizierung verteidigt und von Nationalismus, Zionismus und allen Formen weißer Vorherrschaft befreit werden.“- ein*e Aktivist*in vom Jüdischen Bund.

[…] Trotz Schikanen und Gewalt seitens der Polizei während der Demonstration wurde der Pride-Zug bis zum Ende der geplanten Route fortgesetzt. […]

Die Organisator*innen der Demo stehen fest zu ihren Überzeugungen, zu ihrem Engagement für den Kampf für ein freies Palästina und in Solidarität mit allen unterdrückten Menschen auf dieser Welt. Als eine breite und vielfältige Gruppe mit Mitgliedern und Unterstützer*innen verschiedenster Backgrounds und Identitäten ist die Politik von QuARC sowohl radikal als auch soft, geleitet von revolutionärer Liebe und verwurzelt in Prinzipien wie Gerechtigkeit, Gleichheit, Fürsorge und Befreiung.

Die internationalistische Pride zeigte, dass unsere Kämpfe zwar unterschiedlich sein mögen, wir aber viele sind und gemeinsam eine große Macht gegen den Status quo darstellen. Mit den Worten von Marsha P. Johnson, einer der Mütter der trans* und queeren Befreiungsbewegung, gibt es „keine Pride für einige von uns ohne Befreiung für alle von uns“.

Quelle: BDS Berlin

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