Brief an Medienorganisationen: Angriffe auf Medienschaffende in Israel/Palästina

04.11.2015

Categories: Andere

Angesicht zunehmender Angriffe von israelischen Streitkräften auf Medienschaffende in Israel/Palästina hat BDS Schweiz sich mit folgendem Schreiben an diverse Medienorganisationen, darunter die Reporter ohne Grenzen und die Gewerkschaft Syndicom, gewendet. Das gezielte Vorgehen der Besatzungsmacht werten wir als einen massiven Angriff auf die Pressefreiheit und fordern dazu auf, dagegen zu protestieren.

 

Betreff: Angriffe auf Medienschaffende in Israel/Palästina

Sehr geehrte Damen und Herren

BDS Schweiz zeigt sich höchst besorgt angesichts der Situation von Medienschaffenden in Palästina/Israel. Wir sehen die freie Berichterstattung über die aktuelle Lage durch die Politik Israels stark bedroht.

Mehrere Berichte aus Palästina dokumentieren die zunehmende Gewalt gegen Medienschaffende in Israel/Palästina in den letzten Wochen; JournalistInnen werden durch israelische Sicherheitskräfte verletzt und inhaftiert, ihr Material beschlagnahmt oder gar zerstört.1 Die Gewerkschaft der palästinensischen JournalistInnen berichtet, dass israelische Sicherheitskräfte während den aktuellen Auseinandersetzungen absichtlich auf palästinensische und internationale BerichterstatterInnen zielen. Seit Anfang Oktober wurden dabei bereits über 60 JournalistInnen in Israel/Palästina verletzt, fünf davon schwer. Gut dokumentiert ist zum Beispiel der Angriff auf eine freie Journalistin und Mitarbeiterin von Human Rights Watch, die von der israelischen Armee in der Nähe von Ramallah angeschossen wurde und dabei Verletzungen von mindestens drei Geschossen davontrug. Sie beobachtete und fotografierte eine Protestkundgebung und war klar als Pressearbeiterin gekennzeichnet.

Die Arbeitsumstände von JournalistInnen seien „sehr gefährlich“, berichtet Abdul-Nasser Al-Najjar, Präsident der Gewerkschaft. Die israelischen Truppen versuchten mit ihren Angriffen gegen JournalistInnen diese daran zu hindern, über die israelischen Übergriffe gegen die palästinensische Zivilbevölkerung zu berichten.

Solche Übergriffe gegen Journalisten sind nicht neu. Die Reporter ohne Grenzen haben bereits im Mai 2014 in einer Stellungsnahme die gezielten Angriffe auf Medienschaffende durch israelische Sicherheitskräfte auf's Schärfste verurteilt. Im Jahr 2015 wurden bisher über 100 Journalisten in den besetzten Gebieten festgenommen oder verletzt, als sie versuchten, den übermässigen Einsatz von Gewalt durch die israelischen Sicherheitskräfte und die israelische Unterdrückung des palästinensischen Widerstands zu dokumentieren und darüber zu berichten. Dabei nutzen die israelischen Sicherheitskräfte scharfe Munition, Gummimantelgeschosse sowie Tränengas, um die Wahrheit über die systematischen Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung zu verbergen und die Meinungsfreiheit einzuschränken.

Angesichts dieser unhaltbaren Zustände soll bei der israelischen Regierung und in der Öffentlichkeit gegen die gezielten Angriffe auf Medienschaffende protestiert werden. Wir verlangen, dass die Pressefreiheit und eine kritische Berichterstattung gewährleistet und nicht durch staatliche Institutionen behindert wird. Weitere Nachforschungen und Publikationen zu den journalistischen Arbeitsbedingungen vor Ort würden helfen, Druck auszuüben und die Öffentlichkeit über die aktuelle Lage in Israel/Palästina zu informieren. Wir würden uns deshalb freuen, wenn Sie auf diese Situation reagieren.

Gerne erwarten wir eine Rückmeldung Ihrerseits und stehen bei weiteren Fragen gerne zur Verfügung.

Mit besten Grüssen

BDS Schweiz

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