Stephen Hawking war ein Verteidiger palästinensischer Rechte

15.03.2018

Categories: Akademischer Boykott

"Ich habe die Einladung zur Präsidentschaftskonferenz angenommen, mit der Absicht, dass ich damit nicht nur meine Meinung zu den Aussichten auf eine Friedensregelung äußern kann, sondern auch, dass ich über das Westjordanland referieren kann. Ich habe jedoch eine Reihe von E-Mails von palästinensischen Akademiker_innen erhalten. Sie sind sich einig, dass ich den Boykott respektieren sollte. In Anbetracht dessen muss ich mich von der Konferenz zurückziehen. Hätte ich teilgenommen, hätte ich meine Meinung geäußert, dass die Politik der jetzigen israelischen Regierung wahrscheinlich zu einer Katastrophe führen wird."

Stephen Hawking in einem Brief an die Veranstalter_innen der israelischen Präsidentschaftskonferenz "Facing Tomorrow 2013" in Jerusalem, in dem er die Absage seiner Teilnahme begründet.

Wir trauern um einen Verteidiger von Menschenrechten und Kämpfer für Gerechtigkeit, einen renommierten Physiker und Visionär, der am 14. März 2018 von uns gegangen ist.

 

Stephen Hawking's Unterstützung für den Boykott Israels ist ein Wendepunkt

Der Boykott Israels als eine Haltung für Gerechtigkeit wird zum Mainstream - Israelis können nicht länger behaupten, ihr Land sei aufgeklärt.

von Ali Abunimah, 9. Mai 2013

Der übliche Einwand gegen die palästinensische Kampagne für den Boykott Israels ist, sie würde den "Dialog" unterbrechen und die Chancen auf Frieden beeinträchtigen. Wir haben das nach der lobenswerten Entscheidung von Professor Stephen Hawking, sich auf Bitte palästinensischer Akademiker_innen von der israelischen Präsidentschaftskonferenz zurückzuziehen, erneut gehört - aber was die Palästinenser_innen betrifft, ist eine weniger überzeugende Position kaum vorstellbar.

Einer der trügerischsten Aspekte des sogenannten Friedensprozesses ist die Behauptung, Palästinenser_innen und Israelis seien zwei gleichberechtigte und gleichermassen schuldige Seiten - und so die brutale Realität, dass die Palästinenser ein besetztes, kolonialisiertes Volk sind, das von einem der mächtigsten Militärs der Welt enteignet wurde, aus dem Blickfeld räumt.

Mehr als zwei Jahrzehnte lang haben die Palästinenser_innen unter dem Deckmantel dieser Fiktion international geförderte "Friedensgespräche" und andere Formen des Dialogs geführt, nur um zu erleben, wie Israel weiterhin ihr Land besetzt hält, stiehlt und besiedelt und Tausende von Menschen ungestraft tötet und verstümmelt.

[...]

Die palästinensische Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung (BDS) will diese Dynamik verändern. Damit wird die Initiative wieder in die Hände der Palästinenser gelegt. Ziel ist es, Druck auf Israel auszuüben, damit es die Rechte aller Palästinenser_innen respektiert, indem es die Besetzung und Blockade des Westjordanlands und des Gazastreifens beendet, die Rechte der palästinensischen Flüchtlinge respektiert, die gegenwärtig von der Rückkehr in ihre Heimat ausgeschlossen sind, nur weil sie nicht jüdisch sind, und alle Formen der Diskriminierung palästinensischer Bürger_innen Israels abschafft.

Diese Forderungen stehen im Einklang mit den universellen Menschenrechtsgrundsätzen und wären in jedem anderen Kontext unauffällig und unumstritten, weshalb gerade die Unterstützung für sie wächst.

BDS baut auf einer langen Tradition des populären Widerstands in der ganzen Welt auf: von Palästina selbst über den Busboykott von Montgomery in Alabama bis hin zum Kampf gegen die Apartheid in Südafrika. Historisch gesehen funktionieren Boykotte.

In den 1980er Jahren plädierten Gegner von Sanktionen gegen die Apartheid Südafrika - darunter notorisch die verstorbene Margaret Thatcher - für ein "konstruktives Begegnen". Sie waren auf der falschen Seite der Geschichte. Heute wird den Palästinenser_innen vorgetragen, BDS fallen zu lassen und zu leeren Gesprächen zurückzukehren, die das heutige Äquivalent eines konstruktiven Begegnens darstellen.

Wenn wir in ein paar Jahren zurückblicken, kann die Entscheidung von Hawking, BDS zu respektieren, als Wendepunkt angesehen werden - der Moment, in dem der Boykott Israels als eine Haltung der Gerechtigkeit zum Mainstream wurde.

Heute ist klar, dass sein Handeln Israelis - und den Rest der Welt - gezwungen hat, zu verstehen, dass der Status quo einen Preis hat. Israel kann nicht weiter so tun, als sei es ein Land der Kultur, Technologie und Aufklärung, während Millionen von Palästinenser_innen unsichtbar unter der brutalen Herrschaft von Kugeln, Bulldozern und bewaffneten Siedler_innen leben.

 

Originalartikel: The Guardian
Übersetzung: BDS Schweiz

 

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