Die Palästinenser kämpfen um ihr Leben, Israel kämpft um die Besatzung

19.10.2015

Categories: BDS-Argumente

Am 7. Oktober hat die israelische Journalistin Amira Hass in der Haaretz einen Artikel veröffentlicht, der die Ungleichheit im Konflikt klar benennt. Hier ist eine Übersetzung von K. Nebauer, gefunden auf palestina-portal.eu.

 

Ja, das ist ein Krieg, und der Premierminister Benjamin Netanyahu hat mit dem Mandat des Volkes seine Intensivierung angeordnet. Er hat in ruhigeren Zeiten nicht auf die Botschaften des Präsidenten Mahmud Abbas für Versöhnung und Akzeptanz gehört, warum sollte er jetzt darauf hören?

Netanyahu intensiviert den Krieg vor allem in Ost-Jerusalem mit Orgien von Kollektivstrafen. Er möchte lieber zeigen, dass Israel Jerusalem erfolgreich von der Mehrheit der palästinensischen Bevölkerung physisch trennt, was durch die Abwesenheit palästinensischer Führer in Ost-Jerusalem und die Schwäche der Regierung in Ramallah, die bemüht ist nicht im Rest der Westbank zu versinken, noch betont wird.

Der Krieg begann nicht am letzten Donnerstag, er beginnt nicht mit den jüdischen Opfern, und er endet nicht, wenn es keine ermordeten Juden gibt. Die Palästinenser kämpfen um ihr Leben, wir, die israelischen Juden, kämpfen um Überlegenheit als Nation von Herren, im häßlichsten Sinn des Wortes.

Dass wir glauben, dass es nur dann einen Krieg gibt, wenn Juden getötet werden, annulliert nicht die Tatsache, dass Palästinenser ständig getötet werden, und dass wir ständig alles tun, was möglich ist, um ihr Leben unerträglich zu machen. In den meisten Fällen handelt es sich um einen einseitigen Krieg, der von uns geführt wird, damit sie zu den Herren "ja" sagen, vielen Dank, dass ihr uns in den Reservaten leben lasst. Wenn sich etwas in der Einseitigkeit des Krieges ändert und es getötete Juden gibt, geben wir weiterhin Acht.

Die jungen Palästinenser werden keine Juden töten, weil sie Juden sind, sondern weil wir ihre Besatzer sind, ihrer Folterer, ihre Gefängniswärter, ihnen ihr Land und ihr Wasser rauben, weil wir die sind, die sie ins Exil schicken, ihre Häuser zerstören, ihren Horizont blockieren. Die jungen Palästinenser, die verzweifelt sind und Rachegedanken haben, sind bereit ihr Leben zu verlieren und ihren Familien einen großen Schmerz zu bereiten, weil der Feind, dem sie sich entgegen stellen, jeden Tag zeigt, dass seine Bosheit keine Grenzen hat.

Sogar die Sprache ist boshaft. Juden werden ermordet, Palästinenser tötet man und sie sterben. Ist es nicht so?

Das Problem fängt nicht mit unserer Weigerung an zu erlauben, dass geschrieben wird, dass ein Offizier oder ein Militärpolizist Palästinenser ermordet hat, aus kurzer Entfernung, ohne dass sein Leben in Gefahr war oder auf eine entfernte Kontrolle hin oder aus einem Flugzeug oder mittels einer Drohne. Aber das ist Teil unseres Problems. Unser Verstehen ist gefangen in einer Sprache, die rückwirkend zensuriert wird und die Realität verdreht. In unserer Sprache werden Juden ermordet, weil sie Juden sind, und die Palästinenser finden ihre Angst und ihren Tod, weil es anscheinend das ist, was sie suchen.

Unsere Sicht der Welt ist begrenzt durch die ständige Täuschung durch die israelischen Medien, die ihre Informationspflicht über Vorkommnisse sei es wegen technischer Mängel und ihres Mangels an emotionaler Kapazität umgehen, um alle Details des weitweiten Kriegs zu berichten, den wir mit dem Ziel führen, uunsere Überlegenheit im Land zwischen Jordan zum Mittelmeer zu bewahren.

Nicht einmal diese Zeitung (Haaretz, Anm. d. Ü.) verfügt über genügend ökonomische Mittel, um 10 Journalisten zu kontraktieren und 20 Seiten mit Berichten über alle Angriffe in den Zeiten der Eskalation und alle Angriffe der Besatzungsmacht in ruhigen Zeiten zu berichten, von Schüssen über den Bau einer Strasse, die eine Ortschaft zerstört, um einen Siedlungs-Vorposten und eine Million Anschläge mehr zu legalisieren. Tagtäglich. Die zufällig herausgegriffenen Beispiele, die wir uns herrichten, um über sie zu berichten, sind nicht mehr als ein Tropfen im Ozean und haben bei der großen Mehrheit der Israelis keinerlei Einfluss auf das Verständnis der Situation.

Das Ziel dieses einseitigen Krieges ist es, die Palästinenser zu zwingen auf alle ihre nationalen Forderungen in ihrem Heimatland zu verzichten. Netanyahu will die Eskalation, weil die Erfahrung bis jetzt gezeigt hat, dass wir in den Perioden der Ruhe nach dem Blutvergiessen nicht zumAusgangspunkt zurückkehren, sondern eher zu einem neuen niedrigen Niveau im palästinensischen politischen System und neuen Privilegien für die Juden in Groß-Israel.

Die Privilegien sind der wichtigste Faktor, der unser Verständnis unserer Realität verdreht, uns blind macht. Ihretwegen sind wir nicht fähig zu verstehen, dass sich das palästinensische Volk – zerstreut in seinen Eingeborenen-Reservaten – sogar mit einer schwachen "anwesend-abwesenden" Führung nicht geschlagen gibt und sie die nötige Kraft finden werden unserer gemeinen Besatzung zu widerstehen.

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